Während der Corona-Krise hörte und las man immer wieder, wie erstaunlich gut Home-Office funktioniert und dass sich die Entwicklung hin zu mehr Home-Office-Arbeit auch nach der Krise fortsetzen wird.
Ich denke, wie so oft im Leben muss man das differenziert sehen. Es mag sicherlich Routine-Arbeiten geben, die alleine zu Hause genauso gut erledigen werden können wie alleine im Büro. Freilich sollte man auch in diesen Fällen nicht außer Acht lassen , dass die Arbeit in einem gemeinsamen Büro sicherlich auch eine soziale und identitätsstiftende Komponente hat.
Ich bin aber davon überzeugt, dass gerade auch durch die Digitalisierung viele dieser Routine-Arbeiten wegfallen werden. Die Zukunft gehört den Kreativen, den Entwicklern, den Entrepreneuren, jenen die auch disruptiv denken können.
Ich glaube auch, dass es einen Grund hat, warum sich so viele Unternehmen, die in der digitalen Industrie tätig sind, im Silicon Valley angesiedelt haben. Gerade diese Unternehmen, denen die modernsten Kommunikationsmittel zur Verfügung stehen, sehen offensichtlich einen Nutzen darin, ganz altmodisch, die räumliche Nähe zu Gleichgesinnten zu suchen. Auch in Österreich haben wir uns bemüht industrielle Cluster zu schaffen. War das wirklich alles sinnlos?
Vor kurzem noch haben alle Personalverantwortlichen neidisch Richtung USA geblickt und von einem riesigen Campus, wie bei Amazon, Google, Microsoft und Apple geträumt, mit Ball-Pools und Rutschen und riesigen Wohnlandschaften zum Entspannen inklusive. Waren das Fehlentwicklungen – teure Irrwege – völlig nutzlos?
Was ist aus dem Idiom einer Schwarmintelligenz geworden? Ein Irrtum?
Ich glaube nicht, dass all diese Entwicklungen in die falsche Richtung liefen. Im Gegenteil. Ich bin überzeugt, umso abstrakter unsere Arbeit wird und umso individualisierter unsere Gesellschaft durch die Digitalisierung wird, desto wertvoller werden Gemeinschaften und direkte Kommunikation werden.
Es geht aber nicht nur um die soziale Komponente, denn ich glaube auch weiterhin, das vernetztes Denken, durch spontanen und unmittelbaren Austausch gefördert wird und dass ein gesundes soziales Umfeld die Produktivität steigert.
Und schließlich bin ich davon überzeugt, dass die erfolgreichsten Unternehmen, die die besten Köpfe für sich gewinnen, jene sein werden, die diesen in bestens ausgestatteten Bürolandschaften, das entsprechende soziale Umfeld bieten können, in dem sich diese mit Gleichgesinnten gegenseitig zu Höchstleistungen pushen können.
Homeoffice hat für mich daher lediglich jenen Stellenwert wie die Heimarbeit im vorindustriellen Zeitalter bevor man erkannte, dass die Arbeit in einer Fabrik produktiver ist.