Im betriebswirtschaftlichen
Werkzeugkoffer ist Controlling, das wohl am meisten missverstandene Instrument,
das extrem wichtig wäre, im Kern aber meistens fehlt, da sich, meiner
Beobachtung nach, nach über 50 Jahren, die Idee eines modernen Controllings, in
Österreich noch immer nicht durchgesetzt hat.
Um die Funktion des
Controllings verstehen zu können muss man sdas finanzielle Berichtswesen im
Ganzen betrachten.
Da die Finanzbuchhaltung
im Wesentlichen durch gesetzliche Vorschriften determiniert ist, die dazu
führen, dass die wirtschaftliche Akurranz und Aussagekraft des Berichtswesens
limitiert ist, hat es sich eingebürgert daneben ein eigenes Berichtswesen
aufzubauen das den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen besser entspricht. Dieses
interne Berichtswesen angereichert um eine darauf aufbauend Budgetierung wird
Controlling genannt.
Die bei uns
vorherrschende Organisation der Funktion „Finanzen“ beinhaltet daher die
Buchhaltung inklusive dem externen Berichtswesen, das Treasury sowie eben das Controlling,
das meist nicht mehr als das interne Berichtswesen umfasst.
Die
Kostenrechnung ist meistens nicht zentral organisiert, sondern dezentral in den
betrieblichen Einheiten integriert bzw. zum Teil eine Hilfsfunktion im
Controlling.
Ein modernes
Verständnis der Finanzberichterstattung sowie des Controllings verfolgt einen
gänzlich anderen Ansatz. Dieses sieht die Aufgabe der Finanzberichterstattung in
der finanziellen Abbildung des betrieblichen Geschehens als eine integrierte Überleitung
der Umsätze zum Einkommen zum Vermögen. Die Finanzbuchhaltung wird hierbei
lediglich als notwendige Compliance verstanden.
Die
entscheidenden Finanzfunktionen haben hierbei die Aufgabe darzustellen wie sich
diese drei wesentlichen Kristalisationspunkte Umsatz, Einkommen und Vermögen,
entwickeln und durch welche Faktoren sie beeinflusst werden.
Von „hinten“
aufgerollt bedeutet das: Das Treasury
hat die Aufgabe darzustellen wie sich das Vermögen verändert und hat
sicherzustellen, dass jederzeit genügend ausreichend liquide Mittel bereit
stehen um allfälligen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können.
Die Kostenrechnung
hat darzustellen welche Kosten die Umsatzerlöse auf das Niveau des Einkommens
reduzieren und hat sicherzustellen, dass zwischen positiven und negativen
Ergebnisbeiträgern unterschieden werden kann.
Das Controlling
hat darzustellen welche Faktoren die Generierung von Umsatzerlösen beeinflussen.
Finanzmathematisch
betrachtet könnte man sagen, das Treasury beschäftigt sich hauptsächlich mit
Bestandsgrößen, die Kostenrechnung mit Stromgrößen und das Controlling mit
Potentialgrößen.
Eine Sonderstellung
nimmt die Cash-Flow Rechnung ein, die einerseits Teil der Finanzbuchhaltung
ist, andererseits aber wichtige Informationen für das Treasury bereitstellt. Da
der Cash-Flow eine Strom- und keine Bestandsgröße ist, tendiere ich daher diese
auch in der Finanzbuchhaltung zu belassen.
Bei der Analyse
der Potentialfaktoren unterscheidet das Controlling in positive Faktoren,
das sind die Chancen und negative Faktoren, das sind die Risiken. Bei einem
modernen Verständnis des Controllings, hat dieses folglich die Aufgabe
darzustellen, wie sich umsatzrelevante Chancen und Risiken verändern und
wie diese auf das Unternehmen einwirken.